Innovationstag – eine Reise in die Zukunft

Datum
19.06.2023

Die Bedag hat über 150 Gäste zu einem Ausflug in die nahe Zukunft eingeladen. Hier erfahren Sie mehr zu Metaverse, der veränderten Bedrohungslage und der Nutzung von künstlicher Intelligenz (KI) in der öffentlichen Verwaltung.

Erinnern Sie sich an «Back to the Future» oder «2001: Odyssee im Weltall»? An die Geschichten von Jules Verne oder Stanislaw Lem, an die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise oder von Mad Max?
Heute zu wissen, was morgen sein wird, fasziniert nicht nur Zukunftsforscher. Nein, der Wunsch nach einer Reise in die Zukunft mit einem Blick in die Kristallkugel steckt wohl in jedem von uns.

Am Innovationstag 2023 hat die Bedag darum im Zentrum Paul Klee in Bern über 150 Gäste zu einem Ausflug in die nahe Zukunft eingeladen. Diskutiert wurde, welche Chancen Metaverse mit sich bringt, welche neuen Risiken durch die veränderte Bedrohungslage entstehen und wie die öffentliche Verwaltung die Fortschritte künstlicher Intelligenz (KI) nutzen kann:

Referiert haben Prof. Dr. Markus Gross, Chief Scientist der Walt Disney Studios und Professor für Informatik und Direktor des Laboratoriums für graphische Datenverarbeitung an der ETH Zürich, Dr. Hannes P. Lubich, Verwaltungsrat der Ad Vantis Innovation AG, der InfoGuard AG sowie der Bedag Informatik AG, sowie Werner Engels, Senior Solution Engineer der Bedag Solutions AG.

Prof. Dr. Markus Gross – MetaverseDas Metaverse – die perfekte Fusion von realen und virtuellen Welten – wird dank Basistechnologien wie 5G, Cloud Computing und Sensortechnologie schon bald zur Realität. In der Schweiz ist die Ausgangslage besonders gut, um damit neue Geschäftsmodelle zu entwickeln.

Das Metaverse – eine Fusion von Realität und Virtualität

Das Konzept des Metaverse umfasst die faszinierende Idee einer perfekten und globalen Verschmelzung der realen und virtuellen Welten. Es stellt eine visionäre Vorstellung dar, die dank grundlegender Basistechnologien in den kommenden Jahren zur Realität werden kann. Durch den Einsatz von Echtzeit-Computer Vision, fortschrittlicher Computergrafik, hochentwickelter Sensortechnologie, moderner Optik, leistungsstarken 5G-Netzwerken, Cloud Computing und künstlicher Intelligenz wird diese Vision zum Leben erweckt.

Der Vortrag von Prof. Dr. Markus Gross widmete sich den technologischen Rahmenbedingungen, die für die Umsetzung des Metaverse entscheidend sind. Dabei wurde auch die enorme wirtschaftliche Bedeutung solcher Metaverse-Plattformen beleuchtet. Ein zentraler Aspekt dabei sind die sogenannten digitalen Vermögenswerte, auch digital assets genannt. Diese spielen eine massgebliche Rolle im Metaverse und bieten vielfältige Möglichkeiten für innovative Geschäftsmodelle.

Die Schweiz erweist sich sowohl technisch als auch wirtschaftlich als ideal positioniert, um von den Potenzialen des Metaverse zu profitieren. Dank ihrer technologischen Expertise und ihrer starken Wirtschaftsstruktur kann die Schweiz neue und aufregende Geschäftsmodelle entwickeln. Das Metaverse eröffnet der Schweiz und ihren Unternehmen die Chance, sich als Pioniere in diesem aufstrebenden Bereich zu positionieren und neue Chancen zu ergreifen.

Insgesamt erwartet uns eine spannende Zukunft, in der das Metaverse unsere Realität erweitert und uns völlig neue Möglichkeiten eröffnet. Es wird nicht nur unsere Art der Interaktion und der Kommunikation revolutionieren, sondern auch neue Wertschöpfungsketten und Branchen schaffen. Die Grundlagen dafür sind bereits gelegt, und es liegt an uns, die Chancen des Metaverse zu erkennen und zu nutzen. Die Schweiz steht bereit, diesen Weg zu beschreiten und ihre Stellung als Technologie- und Wirtschaftsstandort weiter auszubauen.

Dr. Hannes P. Lubich – Security-Themen der ZukunftWas sind die übergeordneten langfristigen Trends? Wie wirken sich die anhaltende Instabilität und Volatilität der Wirtschaft und Gesellschaft auf die Security-Themen der Zukunft aus?

2030 – Trends, veränderte Bedrohungslage und neue Verteidigungsdispositive

Wir befinden uns in einer Phase der gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Entwicklung, die nach einem Zeitalter stabiler Verhältnisse von Multipolarität, Unsicherheit und Volatilität geprägt ist. Die Herausforderungen des Umgangs mit globalen Phänomenen wie dem Klimawandel, dem Risiko von Pandemien und einer sich wandelnden Demografie sowie die wachsenden Spannungen bezüglich Zugang zu Rohstoffen, Migrationsbewegungen und wirtschaftlicher Dominanz haben in einigen Ländern mit grosser Bedeutung für die weltweite Staatengemeinschaft zur Errichtung autokratisch geführter und auf den eigenen nationalen Vorteil ausgerichteter politischer Systeme geführt, die sich, wie am Beispiel des Kriegs in der Ukraine ersichtlich wird, auch rasch auf die militärische Ebene ausdehnen können. Hinzu kommen die nach wie vor nicht gelösten Probleme um die langfristige Stabilität und Kontinuität des Finanzsystems als einem der wesentlichen Motoren einer global ausgerichteten und entsprechend von Lieferketten abhängigen Wirtschaft. Entsprechend werden die Rufe nach einer Abkehr von der Globalisierung und nach einer Rückkehr zu lokalen, beherrschbaren Handels- und Versorgungssystemen lauter, während in der Politik und der Zivilgesellschaft ein Trend zur Rückkehr zur «heilen Welt» der kleinen, überschaubaren Lebens- und Arbeitsumgebungen erkennbar ist.

Klar scheint, dass Technologie bei der Bewältigung vieler dieser Herausforderungen eine wesentliche Rolle spielt – sei es zum Guten oder zum Schlechten. Unklar ist, inwieweit Technologien dabei den Menschen unterstützen, oder ob sie den Menschen als instabiles erratisches und langsames Element aus dem Regelkreis entfernen und so zu einer Bevormundung der Menschen durch von Computern gesteuerte Abläufe oder zum Missbrauch der Technologie zur Durchsetzung staatlicher Präferenzen bzw. zur Förderung der privatwirtschaftlichen Interessen globaler Technologiehersteller und -betreiber führen.

Bezüglich der Sicherheit und Zweckbindung der entstehenden Daten und datenverarbeitenden Systeme lässt sich prognostizieren, dass durch die weiter steigende Komplexität und Vernetzung systemische Schwachstellen sowie die daraus resultierenden Zielobjekte und Angriffswege zunehmen werden, die von einer immer breiteren Palette von Angreifern mit unterschiedlicher Motivation und Ausrüstung ausgenutzt werden. Entsprechend ist mit mehr Angriffen, höheren Schäden und entsprechenden Reaktionen – z.B. der Forderung nach mehr Regulation – seitens der Betroffenen, der Politik und der Öffentlichkeit zu rechnen, wobei nicht klar ist, ob diese Forderungen dann auch entsprechend umgesetzt werden und tatsächlich zur Reduktion von Angriffen führen können.

Die Entwicklung der IT führt ebenfalls zu neuen Risiken – sei es durch immer mehr dynamische und virtualisierte Betriebsumgebungen, die z.B. Nachweise der regelkonformen Betriebsführung im Nachhinein stark erschweren, bis hin zur Nutzung von Methoden der künstlichen Intelligenz und zu der breiten Einführung cyber-physikalischer Systeme durch die Kombination von KI und Robotik in autonom handelnden und sich weiterentwickelnden Systemen (Fahrzeuge, Produktionsumgebungen usw.). Im Unterschied zu reinen Softwareumgebungen, in denen Schäden durch ein Update nachträglich wieder behoben werden können, sind Schäden, die solche Systeme in der physischen Welt anrichten, gegebenenfalls nicht reversibel (z.B. wenn ein autonomes Fahrzeug einen Unfall verursacht).

Schutz- und Verteidigungsdispositive müssen entsprechend integral ausgerichtet sein und sowohl technische als auch organisatorische und personelle Komponenten umfassen. Systeme müssen sowohl präventiv geschützt als auch durch eine ständige Überwachung und Reaktion auf erkannte Probleme rasch und möglichst ohne Beeinträchtigung der erbrachten Dienstleistung wieder instand gestellt werden (Resilienz). Hierzu sind einerseits gezielte Übungen und Tests notwendig, andererseits aber auch agile Methoden, die die Betreiber in die Lage versetzen, auch auf bisher nicht beübte Szenarien und «Abweichungen vom Plan» angemessen zu reagieren.

Wichtig ist, sich möglichst rasch und systematisch mit den Auswirkungen dieser Trends zu beschäftigen und schrittweise die Bedrohungslage, die eigene Resilienz und die Verteidigungsfähigkeit sowie den identifizierten Verbesserungsbedarf in Kooperation mit den Leistungserbringern und Leistungsbezügern in einem geführten Prozess der kontinuierlichen Kontrolle und Verbesserung aktiv zu bewirtschaften.



Werner Engels – KI in der VerwaltungChatGPT ist in aller Munde. Wie können wir mittels KI die Prozesse in der Verwaltung effizienter gestalten – wo sind die grössten Potenziale dieser Technologie?

Künstliche Intelligenz (KI) in der Verwaltung

Der Begriff KI ist in aller Munde, etwas überstrapaziert und wird oft mit AGI (Artificial General Intelligence) verwechselt. Aber im Unterschied zur etwas unheimlichen Vorstellung einer allgemeinen KI (AGI) sind (Narrow-)AI-Systeme sicher, spezialisiert und effektiv in ihren Kerndisziplinen.

(Narrow-)AI-Systeme unterstützen bei verschiedensten kognitiven Aufgabenstellungen. Egal ob Textverständnis, Transkriptionen, Datenextraktion aus Dokumenten oder hochdimensionales Fallclustering zum besseren Verständnis der Fachdomäne – KI kann überall hilfreich sein. Bei der Bedag setzen wir KI gezielt ein, ohne dass wir Kompromisse bei Datenschutz und Datensicherheit eingehen. Unsere KI-Mandate werden deshalb ausschliesslich On-Prem durchgeführt. Denn nur so behalten wir die digitale Souveränität.

Was erwartet uns in naher Zukunft? Mit generativen Methoden werden User-Frontends dank natürlicher Sprache für Non-Power-User zugänglicher werden. Und persönliche Assistenten werden die Arbeit von Experten und Spezialisten vereinfachen.

In diesem Sinne können wir uns alle auf deutliche Effizienzsteigerungen freuen: für Verwaltungen, für uns und für alle übrigen Bürger.

Zum Abschluss hat Reeto von Gunten, Autor und Radiomoderator von SRF 3, aus seinen Tagebüchern vorgelesen, die er seit Jahren vorausschreibt, damit er sich dann entspannt zurücklehnen kann – 2050 im Altersheim: «2050» ist Geronto-Science-Fiction. Es sind Geschichten aus einer Zukunft, wie sie sich nur einer ausdenken kann, der sich auf die Zeit im Altersheim freut. Dort, wo herrschsüchtige Direktoren gemobbt, brandgefährliche Hobbys gepflegt und wahnwitzige Gruppenspiele ausgeheckt werden.

Reeto von Gunten

Beim anschliessenden Apéro riche haben unsere Gäste angeregt die Referate unserer Key Note Speaker und die Denkanstösse «aus dem Altersheim 2050» diskutiert, bekannte Geschäftspartner:innen wieder getroffen und sich mit neuen vernetzt. Auch der dritte Innovationstag der Bedag wurde von den Teilnehmer:innen sehr positiv bewertet, das Thema Innovation ist und bleibt für uns alle zukunftsweisend. Darum freuen wir uns auf den kommenden Innovationstag, der am 2. Mai 2024 stattfinden wird. Wo – verraten wir noch nicht!

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