Der Lehrlingsversteher

Datum
12.04.2023

Der Lehrlingsversteher

Charly Reber ist Informatiker. Weil aber sein Herz nicht nur für die Technik, sondern auch für die Menschen schlägt, studiert er berufsbegleitend Angewandte Psychologie. Davon profitieren auch die Lernenden der Bedag.

Charly ist Senior System Specialist bei der Bedag. An zwei Tagen pro Woche stehen bei ihm aber nicht Server oder Skriptsprachen im Mittelpunkt, sondern die über 40 Lernenden. Dann ist er in seiner neu geschaffenen Funktion als Lernbegleiter unterwegs.

Fehlende Homebase

«In dieser Rolle kümmere ich mich um die geistige Fitness unserer Informatiktalente, baue eine Beziehung auf, fördere sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung und bin bei Problemen für sie da.» Das ist wichtig wie nie. Studien zeigen, dass psychische Leiden bei Lernenden stark zugenommen haben.

Es gab in der Tat auch schon einfachere Zeiten, seine Berufslehre zu machen. Nach der Pandemie, verbunden mit Ängsten und radikalen Schutzmassnahmen, war die Arbeitswelt eine andere. New Work klingt zwar gut und Praxisbildner wie Lernende können von Homeoffice profitieren. Charly kennt aber auch die Kehrseite der Medaille: «Die Leute kommen uns etwas abhanden und einigen Jungen fehlt die Homebase.»

Es ist schwierig geworden, die Lernenden zu einem Team zusammenzuschweissen, sich mit ihnen regelmässig auszutauschen, ihnen den Rücken zu stärken und sie aktiv zu coachen. Hier setzt «Dr. Charly», wie ihn die Kolleginnen der Ausbildungsleitung manchmal schmunzelnd nennen, an.

Charakterbildung

«Fachlich sind unsere Jungen topfit, das zeigen auch die hervorragenden Ergebnisse bei den Abschlussprüfungen. Ich kümmere mich um «das Menschliche», um ihre Sozial- und Selbstkompetenzen und versuche, ihre Persönlichkeit zu stärken. Dadurch mache ich Charakterbildung.»

Aber wie?

«Zum Beispiel an unseren Weekly, den regelmässigen Treffen. Da tauschen wir uns in kleineren und grösseren Gruppen eine Stunde lang aus. Wir diskutieren darüber, womit die Lernenden zu kämpfen haben, üben das Ansprechen wichtiger Themen und das aktive Zuhören oder machen Achtsamkeitsübungen. Manchmal kombinieren wir das Ganze mit Bewegung, indem wir das Weekly kurzerhand nach draussen verlegen.»

Die Lernenden müssen in kurzer Zeit viel lernen und die Informatikwelt dreht besonders schnell. «Dabei geht manchmal vergessen», gibt Charly zu bedenken, «dass die Jungen keine Apparate sind, die einfach funktionieren. Es sind Menschen in einer besonderen Lebensphase. Darum arbeiten wir ganzheitlich mit ihnen. Da braucht es auch einmal Momente der Musse und Geduld. Und genau das bieten wir ihnen.»

Und was bringt dir das Ganze, Charly?

«Für mich ist es ein unglaublich befriedigender Mix an sehr verschiedenen Aufgaben. Die Arbeit mit den Jungen ist eine grosse Bereicherung. Ich finde es lässig, dass die Bedag so agil unterwegs ist und mir diese wichtige Zusatzaufgabe ein wenig auf den Leib geschneidert hat.»

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